So mancher kann sich vielleicht noch an den Artikel „Polens neue Kartoffeln“ erinnern, welcher 2006 in der TAZ veröffentlicht wurde, und an den durch ihn verursachten diplomatischen Skandal zwischen Deutschland und dem durch das damalige Kaczynski-Duo regierten Polen.
Doch Kartoffeln sind in Polen allgegenwärtig. Das typische polnische Mittagessen bestand noch bis vor kurzem aus einem Haufen gekochter und eventuell auch gestampfter Kartoffeln, einem ordentlichen Stück Fleisch, meistens Schnitzel, und Rohkostsalat. Kartoffeln braucht man, um die polnische Nationalspeise pierogi ruskie, polnische Kartoffelklöße in Form von Hufen (polnisch: kopytka) oder Kartoffelpuffer (die in Polen übrigens immer herzhaft gegessen werden) zuzubereiten. Ohne Kartoffeln wäre die polnische Küche schwer vorstellbar.
Die polnische Kartoffelernte (Polnisch: wykopki) ist immer ein großes Fest mit einem Lagerfeuer und im Feuer gebratenen Kartoffeln, die man dann heiß mit Butter und/oder Quark verspeist.
Ein kleiner Sprachtest zu Kartoffeln zeigt darüber hinaus die Region auf, aus der der jeweilige Gegenüber kommt, wenn man statt ziemniaki eine andere Bezeichnung benutzt: in Schlesien sagt man kartofle, in Großpolen pyry, in den Kaschuben bulwy und in Podhale grule.
Als Schimpfwort eignen sich Kartoffeln im Polnischen übrigens nicht. Hier hat man sich für ein anderes Gemüse entschieden – die Rüben (Polnisch: burak, Plural: buraki).
Zu der neuen Kartoffelleidenschaft in Polen zählen belgische Pommes. Mehr dazu im Artikel Warschau isst belgische Pommes.
*Mit den Worten „Noch ist Polen nicht verloren” (Jeszcze Polska nie zginęła) beginnt die polnische Nationalhymne Mazurek Dąbrowskiego.
Im Deutschen wird mit diesem Satz zum Ausdruck gebracht, dass eine fast hoffnungslose Situation doch noch gerettet werden kann (jegliche Ähnlichkeit mit der polnischen Geschichte sowie der Geschichte rund um die polnische Nationalhymne ist hier selbstverständlich kein Zufall).