Es ist kein Geheimnis, dass man Änderungen erst aus der Außenperspektive oder mit einem Abstand in aller Schärfe sehen kann. Letzte Woche hatte ich die Möglichkeit, nach etwa zwei Jahren Abwesenheit einen frischen Blick auf Warschau zu werfen. Hier meine persönliche Bilanz:
– Das Personal des Warschauer Flughafens ist leider kein bisschen freundlicher geworden.
– Warschau wird kinderfreundlicher, es wimmelt von Cafes, in denen sich Kinder richtig austoben können und an verschiedenen Veranstaltungen und Kursen von Joga über Theater bis hin zum wissenschaftlichen Experimentieren teilnehmen können. Die kleinen und großen Gäste sind dabei durchaus international.
– Das Nationalstadion, in dem ein paar Spiele der Fußball-EM im Juni stattfinden werden (Eröffnungsspiel, Viertelfinale, Halbfinale), ist fertig und sieht sogar nicht so schlecht aus.
NB: Vorgestern ist die Arena mit dem Länderspiel Polen-Portugal und dem Ergebnis unentschieden 0:0 eingeweiht worden.
– Erstaunlich viele in Folienhandschuhe ausgestattete Hundebesitzer achten auf die Sauberkeit der Grünflächen.
– Das Kopernikus Wissenschaftszentrum ist fertig und stellt ein absolutes Muss für Besucher in jedem Alter dar, leider muss man sich hier auf lange bis sehr lange Schlangen einstellen.
– Die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln ist nach wie vor für die deutschen Verhältnisse sehr günstig, für eine 3-Tages-Karte zahlt man 24 polnische Zloty, also umgerechnet knapp 6 €.
– Die kulinarische Landschaft Warschaus ist vielfältiger geworden, aber man wird sicherlich die obligatorischen Pierogi (Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen, mehr dazu bald im Polnischen ABC unter P) nicht verpassen können, selbst in der engen Altstadt konnte ich etwa 8 Pierogi-Restaurants zählen.
– Leitungswasser ist trinkbar, dafür scheinen Warschaus Wasserquellen-Pilgernde verschwunden zu sein (Personen unterschiedlichen Alters, die aus den in ganz Warschau verteilten Wasserquellen in riesigen Plastikbehältern Wasser nach Hause trugen).
– Egal ob im Bus, Straßenbahn, Laden oder auf der Straße, man kommt mit den Leuten ständig ins Gespräch.
Auch wenn man als Tourist sicherlich eher nach Krakau fährt, Warschau im Vergleich wahrscheinlich als schmutzig und hektisch abschneidet, kann man ruhig nach Adolf Dymsza wiederholen: Warschau lässt sich mögen. Hier kann man Glück finden, hier kann man sein Herz verlieren.
Einen Besuch ist die polnische Hauptstadt auf jeden Fall wert. Angeblich gibt es 100 Gründe, um sich in Warschau zu verlieben. Mich hat es schon vor Jahren erwischt.